Sonntag, 18. Dezember 2016

Ein Leben im Konjunktiv



Ein Leben im Konjunktiv


Wer kennt diese folgenden Sätze nicht selbst zu gut:- „Man, wenn ich mehr gelernt hätte, dann wäre die Klausur richtig gut geworden!“ – „Hätte ich sie damals angesprochen, wäre das vielleicht was geworden mit uns.“ – „Hätte ich ihm das damals nicht an den Kopf geworfen, würden wir uns heute noch verstehen.
 
Wir leben häufig in einer Welt, in der es darum geht, was jetzt anders wäre, wenn wir dieses oder jenes damals anders gemacht hätten. Vielleicht wäre jeder von uns schon längst Millionär, hätte im Lotto gewonnen. Wir bereuen zu viel, denken über verstrichene Möglichkeiten und verpasste Chancen nach.
Letztendlich haben wir doch immer die Angst davor, dass wir am Ende unserer Tage da stehen, und nicht abgeliefert haben.




 Keine bleibenden Spuren hinterlassen haben. Dass unser Leben schlicht und einfach unbedeutend war. Und es lag an uns, es wäre so einfach gewesen, alles zu verändern, hätten wir doch einfach nur damals anders gehandelt.




Und dann dieser kleine Satz: „Ich überleg’s mir 
noch.“ Achso, ok… ja es könnte sein, dass sich noch eine andere, attraktivere Möglichkeit bietet, um den Abend zu verbringen.
Aber auf was genau warten wir denn eigentlich? Auf dass uns irgendein unsichtbares Zeichen vom Himmel signalisiert: „Du musst dich jetzt genau dafür entscheiden, etwas Besseres wird sich dir in nächster Zeit nicht bieten.“ 

Ja, das wäre doch schön, wenn einem dadurch alle kleinen möglichen Fehltritte erspart geblieben wären. Wenn man jetzt nur einmal die ganzen Konjunktive in diesem Teil zusammenzählt, ist man mit bloßem Fingerzählen schon verloren.
Und was wäre, wenn man sagen würde „Ich wollte damals genau das machen. War zwar nicht schlau, aber ich würd’s immer wieder so machen.“ Denn genau das ist es doch eigentlich. Zu sich selbst stehen. Zu seiner Entscheidung stehen. Hört sich zwar sehr banal und platt an, aber ist ziemlich komplex. 

„Ich find’s auch schade, wie das alles so gelaufen ist.“ – Woaat? Ich meine, du warst doch aktiv daran beteiligt, wie alles gelaufen ist. Entweder, man ändert etwas daran oder aber, und darum bitte ich inständig, man hört auf, so zu tun, als ob man nur ein passiver Mitspieler in zwischenmenschlichen Beziehungen wäre. Dann ist man schließlich auch für nichts verantwortlich.

Eines meiner Lieblingszitate, was, wie ich finde, dieses ganze Thema sehr gut zusammenfasst und auch die Absurdität sehr deutlich macht, kommt von Dichter Kurt Marti:
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“


Einen schönen Sonntag wünsche ich euch noch,
Eure Katja
:)

Sonntag, 18. September 2016

Was ist dieses Ab crack und kann man das essen?

Mohooin! Wie wir ja im Norden immer so schön sagen.

Barbie SportIch scrolle grade so durch meine instagram-Wall und es springt einem direkt ins Auge: „Wir machen dich schlank und sexy und klug und und und… in nur wenigen Wochen, am besten natürlich schon bis morgen. Amüsant finde ich immer, wenn diese zarten, weiblichen Körper als durchtrainiert und DAS Fitnessvorbild angesehen werden. Versteht mich nicht falsch, jedem das seine, klar, aber nur, weil jetzt unter denselben Bildern wie vor einigen Jahren, die den Magerwahn verherrlicht haben, ein #healthy steht, ändert das eigentlich gar nicht mal so viel. (Meiner Meinung nach. Sorry, ich bin grade am „the Goddwife“ suchten.) Eigentlich ist es sogar sehr paradox. Man kann sich nun mal nicht rund um die Uhr von grünen Smoothies ernähren und die Mädels haben auch nicht alle einen außergewöhnlich guten Stoffwechsel, Mädels. Darauf hab ich auch Jahre plädiert, irgendwann war der Stoffwechsel dann aber zu gut und es ist irgendwie aufgefallen, ich versteh es bis heute nicht. Warum die Panik, wenn man einfach mal 20 Kilo abnehmen will, ich plädiere auf Wohlfühlgewicht, jawohl! 


Egal, was ich sagen möchte, ist, dass egal, was für ein Körperbild grade zu einer bestimmten Zeit angesagt ist, dieses durch die sozialen Medien (ja, es tut mir Leid, dass ich mit diesem Argument komme) viel extremer erlebt und gehyped wird. Echt süß diese Trends wie #bikinibridge, #thightgap oder der neuste Renner #abcrack. Wow, die haben ne Lücke zwischen ihren Abs, ich gehe stark davon aus, dass sie jetzt ein glücklicheres Leben führen werden. Ich hab da auch noch ne Hashtagidee: #nogainzinthebrainz. Natürlich kann man sich darüber lustig machen und es dann ignorieren, aber das Ding ist ja leider, dass die ganze Instagramszene heutzutage eine enorme Vorbildfunktion  genießt.
 Grade in einem Alter zwischen 14-18 wissen wir ja alle selber, wie leicht man zu beeinflussen ist. Da sagt dir einer: „ey, deine Hose ist nicht mehr cool“ und du stellst auf einmal deine anvisierte Karriere als Nachfolgerin von Miranda, die Hauptdarstellerin aus ‚Der Teufel trägt Prada‘ in Frage.  Man sucht nach Anerkennung, dass man gemocht wird, dass man wahrgenommen wird. Und weil unsere kognitiven Fähigkeiten ohne Probleme funktionieren, zählt man dann eins und eins zusammen und denkt sich ‚ja easy, dann muss ich ja nur so sein wie die bei Instagram mit den 200k Follower und dem Ab crack!‘  Ich möchte mich davon überhaupt nicht ausnehmen, denn auch ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich diese Menschen sehe, mit ihrem scheinbar perfekten Körper, ihrem scheinbar perfektem Leben und mich frage, warum ich das nicht sein kann. Irgendwo den ganzen Tag auf ner Jacht rumliegen und braun werden nach dem Motto #lifegoals, #luxurylife, #bistebraunkriegstefraun wäre ja schon ganz nice. 

Perfect life


  Bestimmt ist bei deinen auch wirklich alles so perfekt, wie es immer scheint, da würde doch nie jemand irgendwie die Wirklichkeit verklären! Ich kann euch nur eines ans Herz legen, versucht nicht, irgendwas nachzuahmen, was nicht ihr seid. Auch wenn ihr denkt, dass wird euer Selbstwertgefühl steigern, weil ihr eurem Idol immer näher kommt. Der Punkt ist, ihr werdet niemals so sein, wie die Person des Instagram-Profils, letztendlich ist sie doch selber nur eine Konstruktion. Das soll nicht heißen, ey, ihr werdet eh niemals was erreichen, also lasst es direkt! Es soll vielmehr ein Ansporn sein, eure Motivation zu überdenken, denn nur, wenn eure Motivation von euch selbst kommt, werdet ihr es weit bringen und werdet ihr lernen, mit euch zufrieden zu sein. Da gibt es wahnsinnig viele schlaue Sprüche wie „Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon“ oder auch in unserer Weltsprache, dem Englisch „be the best version of you“. Nur ist es immer sehr einfach, sowas zu sagen und wir benutzen es ja schließlich alle schon mehr oder weniger als Floskeln. Ich glaube, jeder stand schon mal an dem Punkt, wo er dachte, egal was ich mache, ich werde es eh niemandem rechtmachen können. Stimmt, aber das gute ist ja, das muss man auch gar nicht, ihr müsst nur euch selbst gefallen, in erster Linie. Denn wenn ihr euch selbst mögt, strahlt ihr das auch nach außen aus, ihr seid echt. Wahrscheinlich wird euch euer Spiegelbild dann tausendmal besser gefallen, wenn ihr es nicht mit einem Selfie irgendeines Instagram-Accounts mit 100k Follower vergleicht. Abgesehen davon ist das Stichwort Photoshop auch noch so ein Punkt, den man durchaus berücksichtigen sollte.
Nein, niemand kann eine Haut aus Porzellan haben, das wäre dann eine Puppe. Und nein, eine Proportion eines JLo-Hinterns und Zahnstochertbeine inklusive Wespentaille schreien quasi nach nem #fake.

Dienstag, 14. Juni 2016

90 Tage Mogelpackung – exklusiv für euch und 10.000 andere



Guuuten Abend meine Lieben! 

Ich muss jetzt einfach unbedingt mal was loswerden, was mir einfach so sehr unter den Nägeln brennt und was mich einfach super wütend macht.
Es geht um das wunderbare Konzept „90 Tage Wunschgewicht“. Ich bin damals durch eine gesponserte Anzeige auf Facebook auf dieses Wahnsinnsprogramm aufmerksam geworden. Man sollte unter einem Bild mit seinem Namen kommentieren, warum man für dieses Programm ausgewählt werden solle, da es ja scheinbar nur noch 20 freie Plätze gebe. Es wurde natürlich viel häufiger kommentiert und jedes Mal mit „du hast eine Pn“ kommentiert. Ich möchte mich selber nicht als Mathe-Ass bezeichnen, aber ich glaube schon sehr gut abschätzen zu können, dass das weitaus mehr als 20 neue Teilnehmer waren; der Beitrag wurde mehr als 300-Mal kommentiert. Hier sollten doch eigentlich schon die Alarmglocken läuten. Mir ist schon bewusst, dass das eine normale Verkaufsstrategie ist, ein Produkt als rar nach außen hin darzustellen, da so der Reiz des Kaufens für den Kunden wächst. Nur stelle ich mir da auch die Frage, ist das wirklich notwendig, wenn ich ein Fitnessprogramm verkaufe, von dessen Erfolg und Seriosität ich überzeugt bin und ist es nicht in Teilen unprofessionell auf diese Art und Weise zu werben? Hm, vielleicht müssen sie zu solchen Mitteln greifen, da sie wissen, dass ihr Programm eventuell doch nicht so erste Sahne ist?
Alles nur Spekulationen Freunde, ein Hoch auf die Meinungsfreiheit.
Was all diese Programme gemeinsam haben, ist das Locken mit scheinbar kostenlosen Leistungen. Und da sag ich euch mal was: Ne Leute, es gibt im Leben nichts geschenkt, da gibt es einen Haken. Es wird dann folgendermaßen ablaufen, dass ihr ein Gespräch mit eurem Personal Coach habt, ihr ganz nett mit ihm plaudert, er auch nochmal darauf aufmerksam macht, dass wirklich alles umsonst ist, das ganze Coaching, Trainingspläne und dann kommt das große ABER: „das einzige, was du dir kaufen musst, ist dieser Shake von Juice Plus, 47€ pro Monat. Das hört sich wahrscheinlich erstmal viel an oder? Aber du musst das mal so sehen, dass es ja quasi eine Mahlzeit ersetzt und du dir dann ja das Geld dafür sparst.“ Uuund schon wieder jemanden überzeugt, die Neukunden gehen gedanklich ihre Ausgaben für ein schnelles Mittagessen oder sonstiges durch und befinden es dann für gar nicht so verkehrt. Das war aber noch nicht alles, hat es soweit erstmal geklappt, werden noch zig weitere Produkte angeboten, von Kapseln, die deine Poren verfeinern soll bis hin zu Fettburnern. An dieser Stelle möchte ich nur sagen, dass es glaub ich nichts sinnloseres gibt es solche Produkte bei Leuten einzusetzen, die wenig bis gar keine Erfahrung im Bereich gesunder Ernährung und Sport haben.
Ich muss auch sagen, für mich hat es sich am Anfang auch alles ganz toll angehört, aber schon bald wurde es komisch. Leute, die mich kennen, wissen, dass Sport ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben einnimmt, seit meinem 15. Lebensjahr gehe ich ins Fitnessstudio, habe lange Fußball gespielt und kenne mich also schon ein wenig aus. Es ging dann um die Erstellung eines Trainingsplans. Im Telefonat hab ich eben gesagt, wie ich sonst trainiere, ca. 5-mal die Woche, momentan einen 3er Split-Plan, Grundübungen, eben den üblichen Pumperjargon, ihr geht das. Am anderen Ende kamen auch zustimmende Kommentare, ich dachte also, cool, die macht mir da n guten Plan. Die erste Sache war dann schon, dass ich bestimmt 2 Wochen auf diesen Plan gewartet habe und dann, als  ich ihn endlich bekommen habe, voller Erwartung, hab ich mich das erste Mal verarscht gefühlt. Ich habe tatsächlich einen Trainingsplan für ein Hometraining ohne Geräte bekommen, der natürlich einfach ein universaler Plan war. Den hätte ich grade selber noch googeln können, danke dafür. Also entweder handelte es sich hier um eine Kommunikationsstörung oder aber es ist denen einfach scheeeeeeiß egal, was ihr wollt, bzw. was eure individuellen Wünsche und Ziele sind. Sagt es nicht weiter, aber ich  tendiere zur 2. Variante.
Ein weiteres Standbein dieser Gruppe ist die Whatsapp-Gruppe, in denen alle Teilnehmer und eben auch der Coach zusammen sind. Eigentlich keine schlechte Idee, um sich gemeinsam austauschen zu können und sich gegenseitig unterstützen zu können. Es sollte übrigens jeeeede Mahlzeit fotografiert werden. Mein Handyspeicher war nach 2 Wochen voll. Die Idee war ja eigentlich dahinter, dass der Coach als Experte die Fragen beantwortet. Blöd nur, wenn dieser einfach so gut wie nie präsent ist. Ich hab in der Gruppe irgendwann quasi die Aufgabe des Coaches übernommen, da ich mich eben auch wegen meiner Vorgeschichte bezüglich Essstörung und so weiter natürlich über die Jahre einiges an Wissen angeeignet habe. So habe ich mir das Ganze natürlich nicht vorgestellt, ich wusste einfach mehr als der Coach und dieses ganze Programm hat mich 0 weiter gebracht.
Das sage ich jetzt allerdings rückblickend, hätte ich das damals schon so eindeutig gesehen, hätte ich niemals auch nur darüber nachgedacht, ebenfalls ein Coach in diesem Wahnsinnsteam zu werden. Naja, jedenfalls habe ich lange Zeit nichts mehr von meinem Coach gehört, bis dann auf einmal nach anfänglichem Interesse die Überleitung recht schnell dahin ging, ob ich nicht Lust hätte, auch als Coach zu arbeiten. Für mich hat sich das zu Beginn richtig gut angehört, weil es mir schon immer Spaß gemacht hat, Leute zu motivieren, zu unterstützen und hilfreiche Tipps zu liefern. Naiv wie ich war, dachte ich wirklich, dass dies die Hauptmotive der netten Gruppierung seien. Tja, diese Sichtweise hat sich nach dem ersten Telefonat radikal verändert. Die erste Frage war, ob ich denn schon so einen Franchisevertrag unterschrieben habe. Ich konnte mit diesem Begriff durchaus was anfangen, sogar als Blondine, nur hat es in diesem Zusammenhang eher weniger Sinn gemacht für mich. Dann wurde ich erstmal gebeten, was von mir zu erzählen. Da dachte ich, ja chillig, erzählste halt mal n bisschen was, und hab einfach meine ganze Geschichte, meine Motive, die zum Großteil darauf beruhen, dass sich mein Leben um 180 Grad gedreht hat, was mitunter vielleicht auch an den 20 kg mehr liegt, lebt sich irgendwie einfacher, ist halt nicht mehr so ein Leben am Limit. Aber es geht ja einfach darum, dass ich weiß, was es heißt, einen Kampf gegen sich selbst zu führen, auch wenn es bei Leuten, die an Gewicht verlieren wollen, ein anderes Ziel ist. Nichtsdestotrotz weiß ich, dass es einfacher ist, mit Unterstützung ans Ziel zu kommen. Darauf kam dann also nur die etwas gelangweilt klingende Antwort: „Achso, du möchtest also in erster Linie anderen helfen? Hast du keine wirtschaftlichen Anreize?“. Von da an war mir eigentlich alles klar. Es geht nicht um den Kunden, es geht einzig um allein um sein Geld. Ich habe im Verlauf des Gesprächs auch betont, dass ich keine Trainerlizenz habe, ich mir also etwas unsicher bin und auch keine Falschinformationen weitergeben möchte. „Das macht nichts, hat eigentlich keiner.“, was die ernüchternde Antwort darauf.
Auf dieses Gespräch folgte eine Mail mit 5 angehängten Dateien, die mich dann endgültig überzeugt haben, dass das nach Fitnesshandschuhen der größte Bullshit ist. Habt ihr schon mal Post von den Scientologen oder von den Zeugen Jehovas bekommen? Wenn ja, dann kann ich auch sagen, auf diesem Level bewegte sich das Material, es waren wirklich manifestartige Schriften. Das eine nannte sich „Die 45 Sekunden Präsentation, die Ihr Leben verändern wird“ von Don Failla. An dieser Stelle ein Hinweis, lest es nicht, lasst es einfach sein, wirklich. Es geht in diesem Buch lediglich um das Network-Marketing-Prinzip. Da stehen dann so lustige Sachen drin wie: „ Die Geschichte geht folgendermaßen. Stellen wir uns vor, Sie wollen einen Ausflug mit dem Familienauto machen, das verregnete Hamburg hinter sich lassen und ins sonnige Italien fahren. Der Sonnenschein in Italien steht für das Ziel, die Spitze Ihres Unternehmens zu erreichen. Wenn Sie dort ankommen, sind Sie ERFOLGREICH – Sie sind GANZ OBEN!“
Der Autor vertritt im Großen und Ganzen die These, dass nur noch Dumme, und das ist hier nicht im Hinblick auf den geistigen Intellekt bezogen, richtig hart für ihr Geld arbeiten würden, die, die heutzutage erfolgreich sind, sind es nur, da sie skrupelloser seien und nichts auf die Meinung anderer legen. Er betont zudem, dass er keineswegs ein schlauer Kopf ist. Ist ja echt beruhigend, unsere Elite der Zukunft wird also von gehirnaputierten Schönlingen regiert.
Zum Schluss möchte ich noch von meinen letzten Kontakt mit dieser super Einrichtung berichten. Und zwar kam ich nachmittags nach Hause, als es plötzlich an der Tür klingelt. Im Zweifel ist es bei uns immer der DHL-Mensch, man kennt sich mittlerweile auch schon. Jedenfalls hab ich mich auch echt gefreut, als ich gesehen hab, dass das Paket auch wirklich mal für mich ist und nicht etwa für meine Mitbewohner! Aber dieser Zalandomoment hielt nur ein paar Sekunden an, bis ich dann das Schild sah, welches den Absender preisgab: Juice Plus. Ich hatte nichts bestellt, das muss ein Fehler sein. Ich also direkt bei meinem ehemaligen Coach Bescheid gegeben, dass hier ein Problem vorliegt und ich ein Paket erhalten habe, welches ich nicht bestellt habe. „Ah ok, ja dann hab ich das vielleicht falsch weitergegeben als Dauerauftrag, da musst du einfach einmal anrufen und das zurückschicken“. Ahh ok, so läuft das jetzt also in Deutschland, Fehler, die der Kunde nicht begangen hat, muss er selber grade biegen, ist das das neue Dienstleistungsverständnis des 21. Jahrhunderts? Ich glaube nicht, ich glaube einfach nur, dass hier einige Menschen eine ganz miese Arbeitsmoral haben und ich wage mal zu sagen, dass dieses „Versehen“ öfter vorkommt.

Also hier am Ende möchte ich nur noch einen Appell an alle da draußen senden, die wirklich etwas verändern wollen, ihr seid auf dem richtigen Weg! Aber dann investiert lieber ein bisschen mehr Geld in einen vernünftigen Personal Coach und glaubt vor allem an euch selbst, denn alleine der Wunsch zur Veränderung macht euch schon zum Gewinner!
 Diesen Beitrag findet ihr auch auf der unten angegeben Internetadresse, schaut da doch auch gerne mal vorbei :)

Sonntag, 29. Mai 2016

Gelato Gelato!



Einen wunderschönen Pre-Montag wünsche ich allen! (Ich weiß, ich bin ein Arschloch, aber ihr müsst der Realität ins Auge sehen, morgen ist eben Montag!)

Ich muss erstmal erzählen, dass ich vor einiger Zeit eine sehr interessante Unterhaltung mit einer guten Freundin über ein sehr aktuelles Thema hatte. Und zwar haben wir uns über Drogen unterhalten. Ich sag’s euch wie es ist, ich halte da echt wenig von; Gras ist ja eine Sache, aber Kinder, wieso schmeißt ihr euch denn irgendein chemisches Zeug rein, damit ihr mal wieder so n richtig gutes Wochenende habt? Auf jeden Fall meinte ich dann nur so: „Ja kein Plan, wie man seinem eigenen Körper sowas antun kann, kann man sich quasi genauso gut die Kugel geben.“ Erst dann habe ich das Paradoxe an meiner Aussage wahrgenommen und musste über meine eigene Intellenz ein wenig schmunzeln. Achja, bei „Intellenz“ handelt es sich nicht um einen Tippfehler, ich weiß sehr wohl, dass man das nicht so schreibt, auch wenn ich blond bin! :D
Mein Körper hat sich die ganzen letzten Jahre bestimmt ultra gefeiert, weil ich der Meinung war, nö, für dich hab ich heute leider keine Kalorien. Im Endeffekt war es doch genau dasselbe, wenn wir mal ehrlich sind, aber nein, Drogen, ich doch nicht, weil ihr müsst ja wissen, Anorexen verhalten sich eigentlich immer sehr regelkonform, Abweichungen sind uncool.
Das einzige abweichende Verhalten, was man in der Klinik beobachten konnte, war das Wegschmuggeln von Essen und ebenso die heimliche körperliche Aktivität. Hab ich nie gemacht, das wäre ja nur Quatsch, ich brauchte einfach die frische Luft, soll ja bekanntlich neben dem Schlafen die beste Medizin sein.
Blöd war es nur, wenn man bei seinen täglichen Expeditionen in den Ort von einer engagierten Klinikmitarbeiterin gesichtet wurde. Das war dann aber schneller beim Cheffe, als Gossip Girl es jemals hätte verbreiten können, ich sag‘s euch. Und dann folgten immer so unnötige Aktionen wie „Jouu, zur Strafe musst du jetzt nachessen, 2 Riegel oder so.“ Na geil, denkt man sich da, der ganze Aufwand wieder umsonst, hätte ich doch bloß lieber 100 Sit-Ups auf meinem Zimmer gemacht, jetzt muss ich zusätzlich 2x 100 kcal und 6g Fett zu mir nehmen. Das mit dem Riegel zieht sich auch ein bisschen wie ein roter Faden durch das Klinikregiment. Wenn man beispielsweise das Tanzangebot wahrnehmen wollte, musste man einen „Tanzriegel“ zusätzlich essen. Also ich war einmal beim Tanzen, das Ganze war mir dann doch n bisschen zu risky, da weiß man ja nie, wo das so ansetzt, so n Keksriegel!
Ne ganz andere witzige Geschichte, die mir grade einfällt, hat sich an Ostern zugetragen („es begab sich aber zu jener Zeit…“).
Um ein wenig Normalität in den Klinikalltag zu bringen, wurde auch eine Ostereiersuche veranstaltet. Was dabei allerdings alles gefunden hat, war sehr amüsant. Es wurden mehrere Mandarinen, Riegel, wenn ich mich recht erinnere sogar Joghurt, in den Büschen gefunden, allerdings wurde das Geheimnis, von wem diese stammten natürlich nie gelüftet, auch wenn die Gerüchteküche stark am Brodeln war. 



Bei dem Wetter fällt mir auch grade noch eine andere kleine Anekdote zum Thema Eis essen ein. Auch in der Klinik fanden normale Ereignisse wie Geburtstag statt und da es in diesem Kaff nicht soo eine große Auswahl gab, wo man hinkonnte, bzw. das durfte spielt natürlich auch noch eine Rolle, ging es meistens in die örtliche Eisdiele. Und dann ging’s los. Ihr müsst wissen, eigentlich finden Anorexen Essen ziemlich geil. Also nicht es dann wirklich zu essen versteht sich, sondern sich im Geiste damit zu beschäftigen, was man essen WÜRDE, wenn man denn essen würde. Ihr seht schon, wir stehen auf abgefahrene Gedankenexperimente. Es gibt ja diesen Witz „noch einmal Duschen, dann ist Weihnachten“ – bei uns war das halt in etwa so „noch einmal essen, dann ist Weihnachten“. Und da es dann eben sowas Besonderes war, wenn es zu diesem außergewöhnlichen Ereignis kam, hat man sich mit der Zeit angewöhnt, eine gewisse Entscheidungsfindungsstörung zu entwickeln. Auch wenn man ja in der Klinik gegen seinen Willen zur Nahrungsaufnahme gezwungen wurde (was für eine Frechheit), behielten die meisten dieses Verhalten bei.
Stellt euch nun also mal vor, wie eine Gruppe von 5-8 Anorexen bei einer Eisdiele stehen und sich jeder aus einer Auswahl von ca. 20 Sorten 3 raussuchen mussten (keiner würde je 3 Kugeln freiwillig nehmen, aber man musste damit seine Kaffeemahlzeit ersetzen, und jeder auch schön darauf geachtet, dass sich jeder korrekt an die vorgeschriebene Menge hält.)
Und ja, es ging tatsächlich so weit, dass alle Eissorten von jedem durchprobiert wurden, der arme Eisverkäufer, an dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller nochmal bei dir entschuldigen, ich hoffe, du kannst deinem Job nach wie vor nachgehen! Eigentlich auch ziemlich mutig, ich meine so ein Viertel vom Eislöffel zusätzlich ist auch nicht ohne, das muss man schon sagen! Im Durchschnitt hat so eine Bestellung dann bestimmt so ne halbe Stunde gedauert. Grade im Sommer natürlich echt witzig, wenn sich langsam aber sicher schon so ne richtige Schlange hinter einem bildet. Irgendwann hat sich die Eisdiele dann auch telefonisch bei unserer Klinikleitung beschwert, das war uncool.
Vor dem Eis essen wurde meistens auch noch ein Termin bei der Ernährungsberaterin vereinbart, damit man auch ja die richtige Menge an Kugel wählte, um ja nicht zu wenig zu essen (nein, der andere Fall entspricht natürlich nicht der Wahrheit.) Irgendwann ging dann auch mal das Gerücht rum, dass die einem extra immer zu viel sagen, dann musste man alles auch noch selber nachprüfen, richtig ätzend, aber so ist das, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist ja bekanntlich besser! Man hatte auch bald seine Lieblingsernährungsberater, die vielleicht etwas kulanter waren und über das ein oder andere Gramm Fett mal hinweggesehen haben. („Ach kommen Sie, ich nehm da noch ne Portion Obst rein, und wenn dann nichts passiert, können wir die immer noch in Käse umwandeln, was halten Sie davon?“) – Die meisten haben von solchen Vorschlägen eher wenig gehalten, aber was soll’s, man muss es ja wenigstens versucht haben! 

Achja, wenn ihr euch fragt, was man eigentlich noch so den ganzen Tag macht, außer Essen und Therapie kann ich euch sagen, jeder fängt irgendwann an, sich ein richtiges Altfrauenhobby zuzulegen. Quasi jeder hat bei uns am Ende gestrickt, Kreuzworträtsel gemacht uuuund ich hatte in der Zeit auch meinen danach nie wieder erreichten Rekord bei Temple Run, also es war auch echt ne ganz schön produktive Zeit!
In diesem Sinne verabschiede ich mich mal wieder und geh nochmal ne Runde laufen, ganz legal versteht sich!

Eure Katja :)